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Syn­op­ti­sche Lek­tü­re: vv 26-54

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

a) vv 26 – 33

Pal­las anum si­mu­lat: fal­sos­que in tem­po­ra canos
addit et in­fir­mos, ba­cu­lo quos sus­ti­net, artus.
Tum sic orsa loqui 'non omnia gran­di­or aetas,
quae fu­gia­mus, habet: Seris venit usus ab annis.
Con­si­li­um ne sper­ne meum: tibi fama pe­ta­tur 30
inter mor­ta­les fa­ci­en­dae ma­xi­ma lanae;
cede deae ve­niam­que tuis, te­me­ra­ria, dic­tis
sup­p­li­ce voce roga: Ve­ni­am dabit illa ro­gan­ti.'

Pal­las Athe­ne ver­wan­delt sich in eine alte Frau: sie fügt fal­sches grau­es Haar um ihre Schlä­fen hinzu und eben­so schwa­che Ge­len­ke, die sie auf einem Stock stützt. Dann be­ginnt sie fol­gen­der­ma­ßen zu spre­chen: „Nicht alles, wovor wir flie­hen, hat das hö­he­re Alter: Die Er­fah­rung kommt spät mit den Jah­ren. Ver­schmä­he mei­nen Rat nicht: Dir soll der größ­te Ruhm in der Woll­we­be­kunst unter der Sterb­li­chen zu­teil kom­men;
gib der Göt­tin nach und bitte mit de­mü­ti­ger Stim­me, du Un­be­dach­te, um Ver­zei­hung für deine Worte: Jene wird dir als Bitt­stel­le­rin Ver­zei­hung ge­wäh­ren.“


Vo­ka­bel­hil­fen:
26
26
26
27
27
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33
anus, us f
tem­pus, oris n
canus, a, um
ba­cu­lum, i n
artus, us m
te­me­ra­ri­us, a, um
ve­ni­am dare*
Alte
hier: Schlä­fe
grau
Stock
Ge­lenk, Glied­ma­ßen (pl.)
un­be­dacht, un­über­legt
Ver­zei­hung geben

 

b) vv 34-42

Ad­spi­cit hanc tor­vis in­cep­taque fila re­lin­quit
vi­x­que manum re­ti­nens con­fes­saque vul­ti­bus iram 35
ta­li­bus ob­scur­am re­se­cu­ta est Pal­la­da dic­tis:
'Men­tis inops lon­gaque venis con­fec­ta senec­ta,
et ni­mi­um vi­xis­se diu nocet. Au­di­at istas,
si qua tibi nurus est, si qua est tibi filia, voces; con­silii satis est in me mihi, neve mo­nen­do 40
pro­fecis­se putes, eadem est sen­ten­tia nobis.
Cur non ipsa venit? Cur haec cert­ami­na vitat?'

Sie schaut diese mit grim­mi­gem Blick an, legt den be­gon­ne­nen Faden zu­rück und kann kaum die Hand zu­rück­hal­ten. Sie gab ihren Zorn durch ihren Blick zu er­ken­nen und ent­geg­ne­te der ver­wan­del­ten Pal­las mit fol­gen­den Wor­ten: „Bar jeden Ver­stan­des und ge­zeich­net durch das hohe Grei­sen­al­ter kommst du und dir scha­det es allzu sehr, lange ge­lebt zu haben.
Wenn du ir­gend­ei­ne Schwie­ger­toch­ter hast, wenn du ir­gend­ei­ne Toch­ter hast, sie soll dein Ge­schwätz er­tra­gen; ich habe selbst genug Ver­stand, und damit du nicht glaubst, du hät­test ir­gend­et­was durch deine War­nung er­reicht, meine Mei­nung bleibt die­sel­be. Warum kommt sie nicht selbst? Warum mei­det sie die­sen Wett­kampf?“


Vo­ka­bel­hil­fen:
34
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35
36
36
37
37
tor­vus, a, um
filum, i n
con­fi­te­ri, -fi­te­or,- fes­sus sum*
ob­scu­rus, a, um*
re­se­qui, -se­quor, -se­cu­tus sum
men­tis inops*
senec­ta, ae f
wild, fins­ter, grim­mig, schreck­lich; er­gän­ze zu „tor­vis“ „vul­ti­bus“
Faden, Garn
zu er­ken­nen geben
ver­bor­gen, nicht er­kenn­bar
ant­wor­ten
bar jeden Ver­stan­des
Grei­sen­al­ter

 

c) vv 43-54

Tum dea 'venit!' ait for­mam­que re­mo­vit ani­lem
Pal­la­daque ex­hi­buit: Ve­ner­an­tur nu­mi­na nym­phae
Myg­do­ni­des­que nurus; sola est non ter­ri­ta virgo, 45
sed tamen eru­buit, su­bi­tus­que in­vi­ta no­ta­vit
ora rubor rur­sus­que eva­nuit, ut solet aer
pur­pu­reus fieri, cum pri­mum Au­ro­ra mo­vetur,
et breve post tem­pus can­de­sce­re solis ab ortu.
Per­s­tat in in­cep­to sto­li­da­e­que cu­pi­di­ne pal­mae 50
in sua fata ruit; neque enim Iove nata re­cu­sat
nec monet ul­te­ri­us nec iam cert­ami­na dif­fert.
Haud mora, con­sti­tu­unt di­ver­sis par­ti­bus ambae
et gra­ci­li ge­mi­nas in­tend­unt stami­ne telas:

Da sprach die Göt­tin „Sie ist ge­kom­men!”, legte die grei­sen­haf­te Ge­stalt ab und zeig­te sich als Pal­las Athe­ne: Die ly­di­schen Nym­phen mit­samt ihren Töch­tern be­grü­ßen die Gott­heit ehr­furchts­voll; al­lein die Jung­frau ließ sich nicht er­schre­cken, aber den­noch er­rö­te­te sie; die Röte schoss ihr wi­der­wil­lig plötz­lich ins Ge­sicht und ver­schwand wie­der­um, wie ge­wöhn­lich die Luft sich pur­pur­rot färbt, so­bald sich Au­ro­ra be­wegt, und sie nach kur­zer Zeit nach dem Auf­stieg der Sonne weiß er­glänzt.
Sie bleibt bei ihrem Vor­ha­ben und aus Gier nach der al­ber­nen Palme stürzt sie in ihr Ver­der­ben. Näm­lich Ju­pi­ters Toch­ter wei­gert sich nicht, mahnt nicht wei­ter und ver­schiebt nicht mehr den Wett­streit.
Kein Auf­schub, beide stel­len auf ver­schie­de­nen Seite zwei Web­stüh­le auf und be­span­nen sie mit einer fei­nen Kette.


Vo­ka­bel­hil­fen:
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ani­lis, is, e
ex­hi­be­re, -eo, -hibui, -hi­bitum*
Myg­do­nis, idis
eru­be­sce­re, - o, eru­bui
rubor, oris m
eva­ne­sce­re, -o, eva­nui
can­de­sce­re, -o, can­dui
sto­li­dus, a, um
palma, ae f
sta­men, inis n
tela, ae f
alt­wei­ber­haft, grei­sin­nen­haft
hier: sich zei­gen als
ly­disch
er­rö­ten, sich schä­men
Röte
ver­schwin­den, ver­ge­hen, sich ver­lie­ren
weiß er­glän­zen
töl­pel­haft, dumm, al­bern
(fla­che) Hand, Palme
hier: Kette
hier: Web­stuhl

 

Text Arach­ne (lat./dt.) mit Vo­ka­bel­hil­fen: Her­un­ter­la­den [doc] [100 KB]