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Er­war­tungs­ho­ri­zont

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

1.1 for­mal:
Teil 1 (vv 1-5) auf 2 (vv 6-19): „Er­zäh­ler­re­de" --> Niobe, Fi­gu­ren­re­de
Teil 2 auf 3 (vv 20-25): „Ich“ --> „Ihr“
Teil 3 auf 4 (vv 26-38a): „Ihr“ --> „Du / Ich“
Teil 4 auf 5 (38b-41): Niobe, Fi­gu­ren­re­de --> „Er­zäh­ler­re­de“
Teil 5 auf 6 (vv 42-49): „Er­zäh­ler­re­de“ --> La­to­na, Fi­gu­ren­re­de

 

1.2 in­halt­lich:
Teil 1: Auf­tritt der Niobe
Teil 2: Rede (1): Nio­bes Vor­zü­ge (gött­li­che Ver­wandt­schaft, Macht, Ehe­mann, Reich­tum, Schön­heit, Frucht­bar­keit)
Teil 3: Rede (2): La­to­nas Män­gel
Teil 4: Rede (3): Ver­gleich der Niobe mit La­to­na incl. Kult­ver­bot
Teil 5: Aus­füh­rung des Kult­ver­bots und La­to­nas Re­ak­ti­on (non­ver­bal)
Teil 6: La­to­nas Re­ak­ti­on (Ge­spräch mit ihren Kin­dern) 

Hin­weis: In­ner­halb der Rede der Niobe gibt es drei un­ter­schied­li­che The­men!

 

2.1 Vor­zü­ge der Niobe:
  • gött­li­che Ver­wandt­schaft: v 8 mihi Tan­ta­lus auc­tor, v 10 Plei­adum soror est ge­ne­trix mea, vv 10/11 ma­xi­mus Atlas est avus, v 12 Iup­pi­ter alter avus, v 12 so­ce­ro quo­que glo­ri­or illo
  • Macht: v 13 me gen­tes me­tu­unt Phry­giae
  • Ehe­mann: v 14 fi­di­bus­que mei com­mis­sa ma­ri­ti
  • Reich­tum: v 17 in­mensae spec­tan­tur opes
  • Schön­heit: v 18 digna dea fa­cies
  • Frucht­bar­keit: vv 18 f natas sep­tem et to­ti­dem iuve­nes et mox ge­ne­ros­que nu­rus­que

 

2.2 Mög­li­che Ant­wor­ten sind:
  • Die Punk­te „ gött­li­che Ver­wandt­schaft“ und „Frucht­bar­keit“ bil­den einen Rah­men. Damit sind diese Merk­ma­le das Fun­da­ment ihres Wer­te­sys­tems (Ver­wandt­schaft: Si­cher­heit aus der Ver­gan­gen­heit / Frucht­bar­keit: Si­cher­heit für die zu­künf­ti­ge Exis­tenz).  Die mitt­le­ren Werte (Macht, Ehe­mann, Reich­tum, Schön­heit) wir­ken gleich­ran­gig (kurze un­aus­ge­schmück­te Haupt­sät­ze).
  • Kli­max de­scen­dens: Obers­ter Wert ist die gött­li­che Ab­stam­mung, die sie auch für sich in An­spruch neh­men möch­te. Die Dar­stel­lung um­fasst 4,5 Verse. Die Frucht­bar­keit wäre dem­nach das schwä­che­re Glied in der Ar­gu­men­ta­ti­ons­ket­te.
  • Kli­max as­cen­dens: Der Kin­der­reich­tum wäre jetzt der obers­te Wert. In Ver­bin­dung mit den Kin­dern wer­den die zu­künf­ti­gen Ehe­part­ner und Nach­kom­men hin­zu­ge­dacht und in­stru­men­ta­li­siert.
  • Eben­so ist eine Grup­pie­rung der Werte mög­lich in
    • Ver­wandt­schaft (gött­li­che Ver­wandt­schaft, Ehe­mann),
    • ei­ge­ne, ihr zu­ste­hen­de Vor­zü­ge (Macht, Reich­tum, Schön­heit),
    • Frucht­bar­keit.
3.1
  • Rede der Niobe: Hym­nus auf sich selbst (Adres­sat: Un­ter­ta­nin­nen):
    vv 8 –15: meum, mihi, mea, me, mei, a me; er­in­nert an die Ver­herr­li­chung eines Got­tes in einem Gebet
  • Rede der La­to­na: Re­ak­ti­on der La­to­na; Hil­fe­ruf (Ap­pell) an ihre Kin­der vv 42 ff.: en ego ves­tra par­ens ... an dea sim, du­bi­tor per­que omnia sa­e­cu­la cul­tis ar­ce­or, o nati, nisi vos suc­curr­ri­tis, aris

 

3.2

 

Niobe

La­to­na

Länge der Rede

28 Verse

7 Verse

Grad der Gött­lich­keit

Tan­ta­los, ein Titan, (be­straft in der Un­ter­welt) ist Vater der Niobe, die einen Sterb­li­chen na­mens Am­phion hei­ra­tet und mit ihm viele Kin­der zeugt.

La­to­na (Toch­ter des Titan Koios) Ge­lieb­te des Iu­pi­ter. Mit ihm hat sie die Zwil­lin­ge Apol­lo und Diana

Ver­hält­nis zu Kin­dern

Die Be­son­der­heit der Kin­der liegt in ihrer Zahl. Das In­di­vi­du­um an sich zählt nicht.

Apol­lo und Diana sind gleich­be­rech­tig­te Part­ner

Auf­trag an den Adres­sa­ten

Auf­ruf zur gött­li­chen Ver­eh­rung und Kult­ver­bot für La­to­na

Bitte um Hilfe

 

3.3
  1. Rede vor Ge­richt: An­kla­ge oder Ver­tei­di­gung
    Merk­ma­le: An­re­de mit iu­di­ces , Dar­stel­lung von Ver­gan­ge­nem (Tem­pus­ge­brauch!), Sach­fel­der „An­kla­ge“ bzw. „Ver­tei­di­gung“
  2. po­li­ti­sche Rede: Senat – Volk
    Merk­ma­le: An­re­de mit pa­tres con­scrip­ti bzw. Qui­ri­tes, Dar­stel­lung von Zu­künf­ti­gem, (Tem­pus­ge­brauch!), Sach­fel­der „Zu­ra­ten“, „Ab­ra­ten“
  3. Fest­re­de: Pri­vat­per­so­nen, Per­son des öf­fent­li­chen Le­bens
    Merk­ma­le: An­re­de spe­zi­fisch, Dar­stel­lung von Ver­gan­ge­nem und Zu­künf­ti­gem (Tem­pus­ge­brauch!), Sach­feld „Lob“
    [für alle Reden ty­pisch: Zu­ord­nung von ex­or­di­um ( cap­ta­tio be­ne­vo­len­tiae , au­di­to­res at­ten­tos fa­ce­re , au­di­to­res do­ci­les fa­ce­re ), nar­ra­tio (Mit­tei­lung der Pe­ris­ta­sen), pro­po­si­tio / par­ti­tio (An­kün­di­gung des Be­weis­ziels), pro­ba­tio / ar­gu­men­ta­tio oder con­fu­ta­tio / re­fu­ta­tio (Be­weis­füh­rung oder Wi­der­le­gung), perora­tio (Zu­sam­men­fas­sung)]

 

4.1 Die Hand­lung des „Sich-Aus­to­bens“ be­steht bei Niobe
  • im Auf­tritt (Ge­fol­ge, Klei­dung, Fri­sur, Hal­tung),
  • in der Rede (Zorn­aus­bruch, Ag­gres­si­on, Ar­gu­men­ta­ti­ons­ket­te, Be­lei­di­gung und ver­such­te Er­nied­ri­gung der La­to­na)
 
4.2 Arach­ne
  • im Zei­gen von gro­ßem Stolz auf Leis­tung: „certe,“ ait, „ mecum: nihil est, quod victa re­cu­sem.“ (v 25)
  • im Zei­gen von Re­spekt­lo­sig­keit ge­gen­über einem sehr alten Men­schen (vv 37 – 42) ► Pro­vo­ka­ti­on einer Göt­tin
  • in der Über­tra­gung der pro­vo­zie­ren­der Re­spekt­lo­sig­keit auf ihr Pro­dukt, die Dar­stel­lung von 13 (?) Taten, in denen Göt­ter ge­gen­über den Men­schen zu deren Scha­den will­kür­lich Macht aus­üben.
 
4.3 Ver­gleich:
  • Niobe: of­fe­ne Re­bel­li­on gegen eine zu­nächst nicht offen auf­tre­ten­de Göt­tin (‚an­we­send’ ist nur La­to­nas Altar); Niobe geht kon­se­quent in die Of­fen­si­ve, ohne Be­den­ken der Fol­gen; La­to­na re­agiert aus dem Hin­ter­grund (‚von oben’) und tritt nicht in ei­ge­ner Ge­stalt vor Niobe hin. Diese er­lebt ihre Nie­der­la­ge als un­fass­ba­res Er­eig­nis.
  • Arach­ne: ur­sprüng­lich ‚nur’ stolz auf ihre Leis­tung, äu­ßerst sich un­be­dacht (eben mensch­lich) gegen Athe­ne. Zu Fall brin­gen sie ihre Re­spekt­lo­sig­keit ge­gen­über einem alten Men­schen (Athe­ne) und ge­gen­über den Göt­tern im All­ge­mei­nen durch die Dar­stel­lung des ei­ge­nen ne­ga­ti­ven Göt­ter­ver­ständ­nis­ses, eben­falls ohne die Fol­gen zu be­den­ken. Arach­ne lässt kein aus­ge­wo­ge­nes Got­tes­bild zu. Athe­ne ist ja nicht nur aufs Stra­fen aus ver­letz­ter Ei­tel­keit aus, son­dern als Schutz­göt­tin der Küns­te und Wis­sen­schaf­ten, der Weis­heit und des Kamp­fes ge­ra­de­zu ver­pflich­tet, die Hier­ar­chie ein­zu­hal­ten.
 
4.4 pie­t­as:
  • re­spekt­vol­le Ein­stel­lung ge­gen­über Äl­te­ren bzw. Hö­her­ge­stell­ten ( pie­t­as erga par­en­tes, erga pa­tri­am )
  • ehr­furcht­vol­le Hal­tung ge­gen­über Göt­tern ( pie­t­as erga deos ), ver­bun­den mit re­li­giö­sen Kul­t­hand­lun­gen
  • Ver­hal­tens­wei­sen wie Dank­bar­keit, Hin­ga­be, Un­ter­wer­fung (teil­wei­se) und Loya­li­tät

 

4.5 mög­li­che As­pek­te:

Ver­än­de­rung der Vor­stel­lung über die pie­t­as durch

  • mo­no­the­is­ti­sche Got­tes­vor­stel­lun­gen mit ver­gleich­ba­ren mensch­li­chen Ver­hal­tens­mus­tern
  • die Zu­nah­me des athe­is­ti­schen Denk­an­sat­zes; damit geht ein Wan­del des Wer­te­sys­tems ein­her

 

Be­wer­tung der In­ter­pre­ta­ti­on:
Hier kann kein Be­wer­tungs­maß­stab für die In­ter­pre­ta­ti­ons­klau­sur an­ge­ge­ben wer­den, da die Auf­ga­ben zu zahl­reich für e i n e Klau­sur sind.

 

Niobe-Klau­sur (In­ter­pre­ta­ti­on): Her­un­ter­la­den [doc] [79 KB]