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Kurz­fas­sung Um­fra­ge


Wenn Par­tei­en oder Po­li­ti­ker er­fah­ren wol­len, wie ihre Vor­schlä­ge bei den Wäh­lern an­kom­men, las­sen sie Um­fra­gen durch­füh­ren. Da die So­zi­al­for­scher un­mög­lich alle Wäh­ler be­fra­gen kön­nen, wäh­len sie eine be­stimm­te Per­so­nen­grup­pe (in der Regel 2000 Per­so­nen) nach vor­her be­stimm­ten Kri­te­ri­en (z. B. Ge­schlecht, Alter, Zu­ge­hö­rig­keit zu Be­rufs­grup­pen, länd­li­che Be­zir­ke, Bal­lungs­räu­me usw.) aus und fra­gen nach deren Mei­nung. Diese Grup­pe steht stell­ver­tre­tend für die ge­sam­te wahl­be­rech­tig­te Be­völ­ke­rung. Man nennt so eine Um­fra­ge des­halb „re­prä­sen­ta­tiv“.

Die­sel­be Me­tho­de wird auch von Wirt­schafts­un­ter­neh­men an­ge­wandt, um Markt­for­schung zu be­trei­ben (z. B. um die Ab­satz­mög­lich­kei­ten neuer Pro­duk­te zu tes­ten).


Vor­be­rei­tung

Ziel klä­ren

  • Zu­nächst muss ge­klärt wer­den, was man mit einer Um­fra­ge ei­gent­lich her­aus be­kom­men will (z. B. „Wer­den Jun­gen und Mäd­chen in Fa­mi­lie und Schu­le un­ter­schied­lich er­zo­gen?“).
  • In einem zwei­ten Schritt muss die Ziel­grup­pe der Um­fra­ge fest­ge­legt wer­den (z. B. Mit­schü­ler, 15 - 20-jäh­ri­ge usw.)
  • In einem drit­ten Schritt muss man sich ent­schei­den, ob man eine münd­li­che oder schrift­li­che Um­fra­ge ma­chen will. Im ers­ten Fall muss man sich über­le­gen, wie man die Be­fra­gung be­ginnt (sich vor­stel­len, den Be­frag­ten mo­ti­vie­ren). Im zwei­ten Fall muss ein Fra­ge­bo­gen ent­wor­fen wer­den.


Ver­mu­tun­gen (Hy­po­the­sen) auf­stel­len

Da eine Um­fra­ge ein be­stimm­tes Ziel ver­folgt, er­war­tet man auch be­stimm­te Ant­wor­ten. (So kann man z. B. ver­mu­ten, dass in man­chen Fa­mi­li­en in der Kin­der­er­zie­hung be­stimm­te Ge­schlech­ter­rol­len über­nommen wer­den, ohne sie zu hin­ter­fra­gen. Viel­leicht müs­sen Mäd­chen öf­ters in der Küche hel­fen als ihre Brü­der, oder es könn­te sich in der Aus­wahl der Ge­schen­ke, z. B. Spiel­sa­chen, zei­gen, dass diese auf eine spä­te­re ge­schlechts­spe­zi­fi­sche Rolle als Er­wach­se­ne vor­be­rei­ten sol­len.)


Vor­un­ter­su­chung bzw. Test durch­füh­ren

Bevor die ei­gent­li­che Be­fra­gung be­ginnt, soll­te durch Vor­in­ter­views mit Freun­den und Be­kann­ten „ge­tes­tet“ wer­den. Auf diese Weise kann man er­ken­nen, ob die Fra­gen rich­tig for­mu­liert sind und ver­stan­den wer­den. Aus den Ant­wor­ten kann er­se­hen wer­den, ob die ge­setz­ten Ziele der Be­fra­gung er­reicht wer­den kön­nen. Fra­gen so zu stel­len, dass der Be­frag­te nicht ma­ni­pu­liert oder ab­ge­schreckt wird, muss ge­lernt und geübt wer­den. Dabei hilft ein Rol­len­spiel und die Be­ach­tung von Re­geln für Fra­ge­bö­gen und das Ver­mei­den von kri­ti­schen Fra­ge­stel­lun­gen.


Durch­füh­rung

Fra­ge­bo­gen aus­fül­len

Bei­spiel für eine Mei­nungs­um­fra­ge nach: Acker­mann, Paul; Gas­s­mann, Rein­hard (1991): Ar­beits­tech­ni­ken po­li­ti­schen Ler­nens, Stutt­gart, S. 39.

Fragebogen

  Eine Check­lis­te für Fra­ge­bo­gen fin­den Sie hier.


Aus­wer­tung und In­ter­pre­ta­ti­on

Auf Grund der Häu­fig­keit von Ant­wor­ten kön­nen nun Rück­schlüs­se ge­zo­gen wer­den, z. B.:

War die An­fangs­ver­mu­tung rich­tig (z. B. dass man so­wohl in der Schu­le als auch in der Fa­mi­lie noch häu­fig auf ge­schlech­ter­spe­zi­fi­sche Rol­len­ver­tei­lung trifft)? Wie ließe sich an die­ser Si­tua­ti­on, die wohl kaum wün­schens­wert ist, etwas än­dern? Wel­che (z. B. po­li­ti­sche) For­de­run­gen kön­nen (oder müs­sen) aus der Be­fra­gung ab­ge­lei­tet wer­den?

Oder: Müs­sen wir un­se­re Ein­gangs­hy­po­the­se kor­ri­gie­ren auf Grund eines un­er­war­te­ten Um­fra­ge­er­geb­nis­ses?

Text nach: Wein­bren­ner, Peter (Hrsg.) (1996): An­stö­ße 3. Ein Ar­beits­buch für den Po­li­tik­un­ter­richt. Stutt­gart, S. 30ff.